Klage gegen Nestlé: Klärschlamm führt zu tausenden toten Fischen in französischem Fluß

Gegen Nestlé Frankreich wurde eine Umweltbeschwerde eingereicht, nachdem im Fluss Aisne im Nordosten Frankreichs mindestens zehn Tonnen tote Fische trieben. Laut dem Präsidenten des Fischereiverbandes sei "alles im Umkreis von sieben Kilometer und 30 Meter Tiefe tot".
Titelbild
Die Bürgermeisterin von Brécy-Brières, Jocelyne Oudet, beobachtete 10 Tonnen tote Fische in der Aisne in den Ardennen (Frankreich; Symbolbild).Foto: iStock
Von 20. August 2020

Der Präsident des Fischereiverbands der Ardennen, Michel Adam, reichte laut „BBC“ eine Beschwerde gegen Nestlé Frankreich „wegen der Verschmutzung und Verletzung des Artikels 432.2 im Umwelt-Gesetzbuch“ ein. Ursache sind tausende tote Fische im Fluss Aisne in der Nähe einer Nestlé-Fabrik in der Nähe von Challerange (Ardennen, Nordosten Frankreich). Nach seinen Worten sei „alles im Umkreis von sieben Kilometer und 30 Meter Tiefe tot“.

Der Ort Challerange wird durch eine Fabrik von Nestlé dominiert, wo der Konzern Milchpulver für die Dolce-Gusto-Serie herstellt. Die Fabrik bestätigte in einem Statement, dass es in der Nacht vom 9. zum 10. August (Sonntagabend) einen „zufälligen und unfreiwilligen Überfluss an biologischem Klärschlamm“ in seiner Wasseraufbereitungsanlage gab. Es seien keine Chemikalien beteiligt gewesen. Der verunreinigte Schlamm floss in den Fluss Aisne.

Laut Fabrikleiter Tony do Rio wurde die Produktion am selben Tag kurz vor Mitternacht eingestellt, berichtete „Franceinfo“ am 12. August. Es sei ein einmaliger Vorfall gewesen, der nicht länger als drei Stunden angedauert habe.

Am 14. August genehmigte die Präfektur eine teilweise Wiederaufnahme der Arbeit, damit die anfallende Milch verarbeitet werden konnte. Teilweise wurden Zeitverträge ausgesetzt. Den Einwohnern wurde verboten, Leitungswasser zu nutzen, alle nautischen und Freizeitaktivitäten sind von den Behörden untersagt. Bauern können ihre Tierherden nicht wie sonst üblich an die Aisne zum Trinken bringen.

Behörden haben noch keine genauen Analysen

Die lokalen Behörden erklärten am 11. August, dass ein zu niedriger Sauerstoffgehalt des Wassers die Todesursache des Fischsterbens war. Die genauen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Es sei ein Damm gebaut worden, um die weitere Ausbreitung der Verschmutzung zu unterbinden.

Laut „Libération“ liegen auch zehn Tage später noch keine Ergebnisse der regionalen Gesundheitsbehörde vor, obwohl diese ursprünglich am 14. August erwartet wurden.

Die Bürgermeisterin von Brécy-Brières, Jocelyne Oudet, erklärte nun: „Wir wissen nicht mehr über diesen biologischen Schlamm.“ Warum sich die Ergebnisse der Behörde verzögern und weitere Angaben über die Art der verschütteten Produkte erfuhr „Libération“ auf Anfrage bei der Gesundheitsbehörde nicht.

Brécy-Brières ist eine etwa 2 Kilometer entfernte Gemeinde, die von der Aisne durchquert wird. Die Bürgermeisterin beobachtete selbst rund 10 Tonnen tote Fische. Die Menschen der Region sind mit dem Fluss verwurzelt, rund ein Viertel der Einwohner von Challerange hat eine Fischereilizenz.

Gegenüber BBC erklärte der Präsident des Fischereiverbands: „Ich bin seit vierzig Jahren beim Verband, ich habe noch nie eine Verschmutzung dieses Ausmaßes gesehen.“

Viele sind wütend, aber schonen Nestlé

Die Fabrik ist für das 450-Seelen-Dorf wichtig, seit 1947 arbeiten viele Menschen direkt oder indirekt für den Konzern. Mit dem Boom der Kaffeepads seit 2010 erlebte die Fabrik einen neuen Hype. Neben den 100 Mitarbeitern der Fabrik beschäftigt Nestlé an die 200 Bauern, die das Unternehmen mit Milch beliefern. Täglich kommen rund 400.000 Liter Milch in der Fabrik an.

Jimmy Joly, Stadtrat von Brécy-Brières und Amateurfischer, erklärt in „Liberation“: „Alle sind wütend auf sie, aber einige haben Angst davor, was passieren könnte“.

„Es ist schwer, mit dem Finger auf Nestlé zu zeigen. Zumal die Bauern der Region das Unternehmen mit Milch beliefern“, räumt Jocelyne Oudet, Bürgermeisterin von Brécy-Brières, ein.

Ein ehemaliger Mitarbeiter weigert sich zu glauben, dass Nestlé allein für die ökologische Katastrophe verantwortlich sei, so „Libération“. Und das trotz der Worte der Manager. Ein Mann, welcher von sich sagt, er habe am Entwurf der Kläranlage mitgearbeitet, ist unerbittlich: „Was die Fabrik wegschüttet, ist normalerweise nichts anderes als Katzenpisse. Der Vorfall muss von woanders gekommen sein“. Die einzige Beobachtung, die er bestätigt: „Eines ist sicher, in der Aisne ist alles tot“.



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